(Anja Niemann) Ich stand mit meiner Tochter Emily an der Railing des Kreuzfahrtschiffes, als wir in Hamburg am 28. Oktober ablegten. Es war ein neuer, aber seltsamer Moment. Ich habe mir eingebildet, ich könnte mit der bevorstehenden Weltreise einige Dinge zurücklassen, bzw. zumindest etwas Abstand zu ihnen gewinnen. Ich plante, Distanz zu meinem Unternehmen aufzubauen, das ich unmittelbar vor Reiseantritt verkaufte. Ich versuchte auch die Sorgen um meine Mutter und ihren krebskranken Ehemann zurückzulassen. Ich verabschiedete mich von ihm, weil uns eigentlich klar war, dass er jederzeit während unserer Abwesenheit versterben könnte. Aufgrund seiner schweren Erkrankung konnte er selbst diese Reise nicht antreten. Vor uns lagen aufregende Monate, in denen wir einige Kontinente bereisen sollten. Der Gefühlsmix aus Sorgen, Freude, Glück, Neugierde, Ängste, Abenteuer und Freiheitsdrang überwältigte mich und ich bemerkte, wie überfordert ich damit war. Die Erfahrungen während der ersten zwei Wochen waren vollkommen neu. Man muss sich schon daran gewöhnen, dass sich alles auf 17 Quadratmeter abspielt und man ist erst nach zwei Wochen passend sozialisiert. „Dieses Schiff ist ein Dorf“ sagte der Kapitän zu mir, „warten Sie ab, wenn Sie die Reise beenden“. Er sollte recht behalten. Während meiner Reise kam es zu Todesfällen, Schlägereien, Trennungen. Der […]
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