(Anonym) „In guten wie in schlechten Zeiten“. Mein Mann und ich waren nie besonders religiös, aber wir haben Versprechen ernst genommen und immer gehalten. Jetzt sind sie da, die schlechten Zeiten. Sie kamen schleichend, aber zu schnell. Viel zu schnell. Es begann mit leichten Gedächtnislücken, die wir auf familiäre Überlastung schoben. Heute, einige Jahre später, führe ich zwei Leben. Meins und das meines Mannes. Ich habe nie gelernt, den Tagesablauf, die Körperpflege und all das, was einen Menschen ausmacht, für zwei Menschen zu organisieren. Ich muss zugeben, dass mir das sehr schwer fällt, und wenn ich ehrlich zu mir bin, will ich mich mit dieser hoffnungslosen Situation nicht abfinden. Unsere drei Kinder leben alle weit weg, zwei davon im Ausland. Wir haben ihnen in ihrer Kindheit Wurzeln gegeben und später Flügel, mit denen sie ihrem Glück entgegenfliegen sollten. Aber es waren „Einwegflügel“, denn im Glück angekommen, haben sie Familien gegründet und Wurzeln geschlagen. Ich möchte meinen Kindern dieses Glück nicht vorenthalten, aber ich gebe zu, dass die aktuelle Situation nie auf meiner Liste stand und ich sie mir zurück wünsche, um mich zu unterstützen. Ich bin an der Grenze der Belastbarkeit angelangt. Unser Sozialsystem soll eines der besten der Welt […]
Read More