Kim Schmitz Es rüttelt an der großen Stahltür des Grundstücks. Meine 22-jährige Stute Chayenne trottet langsam zum Tor und zieht ein kleines Shetty-Pony mit dem Namen „Pony“ wie einen Staubsauger hinter sich her. Einen Moment später stoße ich Chayenne sanft zur Seite und erblicke eine Frau der Stadttaubenhilfe Koblenz, die mir eine verletzte Nilgans bringt. Inklusive einer Rabenkrähe und ein paar Tauben, war das bereits die fünfte „(Ein-) Lieferung“ an diesem Samstag. Zusammen mit der Lieferantin gehe ich in eine Voliere – ein großer Käfig mit Freiflugraum für Vögel – um die Verletzung zu begutachten. Kurze Zeit später versorge ich das durch Angelschnüre verzurrte Beinchen.Ich bin 31 Jahre alt, glücklich verheiratet und wohne mit meinem Mann und unseren zwei Kindern (4 und 9) glücklich in einfachen Verhältnissen in einem ländlichen Stadtteilgebiet von Andernach. Wir leben dort seit Jahren mit allen Tieren zusammen. Zu dieser großen Familie gehören unter anderem, ein Pferd, ein Pony, Hunde, Katzen, vier Flaschenlämmer, Vögel aller Art, jedoch schwerpunktmäßig Tauben, die mir in allen Altersstufen gebracht werden. Ich habe eine Ausbildung zur Rechtsanwaltsfachangestellten absolviert, aber früh gespürt, dass mein eigentliches Interesse woanders liegt. Meinen Mann kenne ich seit dem 13. Lebensjahr. Er arbeitet hart im Gütertransport und […]
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Fabian Triesch Am 10. Februar 2014 lag ich auf dem Bett und hörte eine Predigt von Wilhelm Pahls an. Meine Depri-Phase, dauerte nun schon zwei Wochen an und ich zog mich zunehmend zurück, isolierte mich. Ich hatte es mir zu Eigen gemacht, im häuslichen Umfeld zu trainieren und dabei Predigten anzuhören. Ich wollte gerade aufstehen, um das Eisen zu bewegen, als eine heftige und neue Umarmung mich erneut zum Liegen brachte. Eine Stimme sprach deutlich zu mir „Bleib liegen und höre zu“. Irritiert lauschte ich dem Hörbuch. Mein schneller Puls beruhigte sich wieder und ein übernatürliches Wohlgefühl, dass vom Kopf bis in die Beine zog öffnete mir Ohren, Herz und jede Pore für die Worte, in denen es um Gottes Vergebung und Liebe ging. Ich verstand sofort. Ich war wiedergeboren. Ich blicke auf eine sehr großartige Kindheit zurück und bin sehr glücklich, dass meine Eltern und meine vier Jahre ältere Schwester gesund sind und somit unsere Familie noch vollständig ist. Ich wuchs in einem kleinen hessischen Dorf auf, das sogar über ein eigenes kleines Freibad verfügte. Mein Leben fand somit „draußen“ statt. Gemeinsam mit Freunden orientierte ich mich an sportlichen Zielen und es war mein größter Wunsch, Fußball Profi zu […]
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(Anja Niemann) Ich stand mit meiner Tochter Emily an der Railing des Kreuzfahrtschiffes, als wir in Hamburg am 28. Oktober ablegten. Es war ein neuer, aber seltsamer Moment. Ich habe mir eingebildet, ich könnte mit der bevorstehenden Weltreise einige Dinge zurücklassen, bzw. zumindest etwas Abstand zu ihnen gewinnen. Ich plante, Distanz zu meinem Unternehmen aufzubauen, das ich unmittelbar vor Reiseantritt verkaufte. Ich versuchte auch die Sorgen um meine Mutter und ihren krebskranken Ehemann zurückzulassen. Ich verabschiedete mich von ihm, weil uns eigentlich klar war, dass er jederzeit während unserer Abwesenheit versterben könnte. Aufgrund seiner schweren Erkrankung konnte er selbst diese Reise nicht antreten. Vor uns lagen aufregende Monate, in denen wir einige Kontinente bereisen sollten. Der Gefühlsmix aus Sorgen, Freude, Glück, Neugierde, Ängste, Abenteuer und Freiheitsdrang überwältigte mich und ich bemerkte, wie überfordert ich damit war. Die Erfahrungen während der ersten zwei Wochen waren vollkommen neu. Man muss sich schon daran gewöhnen, dass sich alles auf 17 Quadratmeter abspielt und man ist erst nach zwei Wochen passend sozialisiert. „Dieses Schiff ist ein Dorf“ sagte der Kapitän zu mir, „warten Sie ab, wenn Sie die Reise beenden“. Er sollte recht behalten. Während meiner Reise kam es zu Todesfällen, Schlägereien, Trennungen. Der […]
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Nathan-Brian Frey. „Schneide mir meine Haare ab, sonst gehe ich nicht hier weg“ forderte ich meinen Friseur auf. Ich besuchte die dritte Klasse der Grundschule, als ich zum ersten Mal das Bedürfnis verspürte, mein Äußeres meiner Seele anzupassen. Ich zog Kleider von Jungs an und spielte auch am liebsten mit ihnen. Mir bisher unbekannten Kindern stellte ich mich als Dennis anstelle mit Denise vor und obwohl ich mich zu Mädchen hingezogen fühlte, kam ich bei ihnen nicht an. Zwischen der dritten und siebten Klasse wurde ich im zunehmenden Maße von meinen Schulkameraden gemobbt. Während ich in der Grundschule belächelt wurde und Witze über mich gemacht wurden, gipfelte es auf der Hauptschule mit Abwerfen in der Pause. Erniedrigend empfand ich beispielsweise, wenn man Tampons auf mich warf. Um meiner Seele eine Pause zu verschaffen beschloss ich ab der 8. Klasse, mich etwas mehr anzupassen, die weibliche Rolle etwas mehr zu spielen und lies meine Haare länger wachsen. Ich wurde den Erwartungen trotzdem nicht gerecht, denn ich war nicht weiblich genug. Unzufrieden mit diesem Zustand suchte ich die Unterstützung meines Lehrers. Er war der Auffassung, ich sei selbst schuld an dem Zustand. Warum sollte ich mich auch so kleiden und geben wie […]
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John Tumusiime Liebe Freunde, ich wende mich heute mit einem Hilfegesuch an Euch. Einige von Euch erinnern sich sicher an die „Unter uns“- Geschichte mit dem Titel „Familie“, die ich am 18.09.2019 online gestellt habe und auch unter meiner Homepage zu finden ist. Ich schrieb die Story von John, einem jungen und sehr sympathischen Mann aus Uganda, der es durch Familienzusammenhalt schaffte, ein Medizinstudium in Deutschland wahrzunehmen. Der älteste Bruder Andrew hat sein Medizinstudium in Afrika zunächst abgebrochen, um seinem John die Ausbildung zu finanzieren. Andrew hat sein eigenes Studium mittlerweile unter schwierigen Bedingungen aufgenommen und kürzlich abgeschlossen. Er arbeitet seit zwei Jahren als Arzt in einer Klinik. John rief mich gestern an und bat mich um Rat. Die Familie in der Heimat steht nun vor einer existenziell bedrohlichen Situation, da Andrew vor drei Tagen einen Unfall erlitt und sich Beinbrüche und ein Schädelhirntrauma zugezogen hat. Ich versicherte ihm, dass ihm am langen Ende an Geld fehle, da der Lohn bei Krankheitsausfall in Uganda nicht weitergezahlt wird und es auch keine Krankenversicherung gibt. Um es kauf den Punkt zu bringen, ich würde gerne Geldspenden bitten, die helfen sollen, eine bedrohliche Situation für die nächsten Wochen zu vermeiden. Ich würde mich […]
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Joe Weinand Vier Jahre lang Hoffnung verbreiten bei 5 Prozent Überlebenschance führten bei mir zu einer Erschöpfung, die zwei Wochen lang stationär behandelt werden musste. Sylvia bemerkte schon eine ganze Zeitlang Schmerzen im Unterleib, bevor sie endlich zum Arzt ging. Ich saß gerade im LKW auf dem Weg nach Frankreich, als sie mich anrief und mir unter Tränen berichtete, sie hätte Krebs und müsse sofort in die Uni-Klinik nach Bonn. Diese Botschaft gab meinem Leben eine neue Richtung. Mit sechs Jahren genoss ich eine klassische Klavierausbildung. Mein Vater war Opernsänger am Stadttheater Koblenz und wir durften ihn gelegentlich zu Generalproben begleiten. Diese Musikrichtung begeistert Kinder nicht immer, dennoch erlernte ich Klavier spielen. Von da an sollte Musik mein ständiger Begleiter werden. Ich erlernte den Beruf des Hotelfachmanns im Kurhotel Schlangenbad in Hessen. Nach dieser Ausbildung arbeitete ich als Restaurantleiter ab 1976 im Familienbetrieb, dem „Hotel Rheinufer“ in Braubach, wo meine Karriere als Alleinunterhalter begann. Ich erinnere mich sehr gut daran, dass unser Geschäft sehr gut lief. Der Grund dafür war, dass wir keinen Musiker für Anlässe bezahlen mussten. Bereits zu dieser Zeit verstand ich mich nicht mehr gut mit meiner Mutter. Sie hatte sich vorgenommen, die Frau auszusuchen, die Zukunft an […]
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Natalie Karij Am 17. März 2018 schaute ich aus dem Fenster. Es schneite. Wie soll man bei diesen Verhältnissen die Uferstrecke am Rhein vom Müll befreien? Vom Wetter enttäuscht ging ich zu dem Treffpunkt, an dem ich mich mit freiwilligen Helfern verabredet hatte. Ich war mir sicher, dass niemand erscheinen wird und die ganze Planung umsonst war. Am Ziel angekommen traf ich auf 65 hochmotivierte Helfer. Ein kleiner Junge stellte sich mir in den Weg und schaute zu mir hoch. „Ich möchte gewinnen“ sprach er mich ohne Vorspiel an. „Wenn Du etwas tust, das Dir Spaß macht, gewinnst Du auch“. Das war der beeindruckendste Moment, den ich seit meinen ersten Stunden meiner Vision erleben durfte.Angefangen hat alles vor fünf Jahren. Mein damaliger Freund und späterer Ehemann erkrankte an Leukämie und ließ mehrere Chemotherapien über sich ergehen. Nach einiger Zeit stellte sich eine gute Prognose ein, jedoch wurde ich zwei weitere Male mit dieser Krankheit im engsten Familienkreis konfrontiert. Zunächst erkrankte mein Vater tödlich an einem Lungenkarzinom und kurze Zeit später starb mein Großvater an Magenkrebs. Um mich herum war nur noch Krebs, es drohte alles zu zerbrechen. Mein seelischer Zustand lies nicht zu, dass ich meine erlernten Berufe als Einzelhandelskauffrau […]
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Selina Dahm An seinem Kopfende lag eine Blechdose von Jochen Schweizer mit dem Titel „Für wahre Helden“. Neben seinem Kopf und auf der ganzen Decke verteilt lagen Glubschis und andere Stofftiere. In der kalten Hand hielt er das Foto seiner Familie. Justin lebt nicht mehr und liegt im gekühlten Abschiedsraum unter Neonlicht in seinem offenen Sarg. Seit seinem Tot vor einer Woche besuche ich meinen Bruder täglich in der Kapelle des Friedhofes. Ich habe keine Angst, ganz im Gegenteil, ich möchte bei Justin sein, mich um ihn kümmern und ihn am liebsten gar nicht gehen lassen. Angefangen hatte alles in dem Jahr, in dem ich eingeschult wurde. Justin war zwei Jahre jünger als ich, also 4 Jahre, als er plötzlich nicht mehr von einer Untersuchung zurück kam. Nachdem man bei ihm einen Hirntumor entdeckt hatte, verbrachte er 9 Monate am Stück in der Kinderklinik in Mainz. Ich erinnere mich sehr genau an den ersten Besuch, bei dem ich mich erschreckte. Justin hatte keine Haare mehr und die große Narbe an seinem Kopf markierte die Stelle, an dem man vergeblich versucht hat den Tumor zu beseitigen. Er war blass und erschöpft, irgendwie leer. Als ältere Schwester habe ich sofort meinen Beschützerinstinkt bemerkt und […]
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Rene Riedel Der Silvesterabend begann entspannt und verlief zunächst wie geplant im Kreise meiner Familie und Freunde. Wie der Großteil aller Bundesbürger begaben wir uns gegen Mitternacht ins Freie, um auf das neue Jahr anzustoßen und das Feuerwerk zu genießen. Es begann. Die ersten Knallkörper waren zu hören und die Menschen lagen sich in den Armen. Ich fing unvermittelt an zu zittern, bekam Schweißausbrüche und kam mir vor, als wäre ich im Gefecht. Diese „Flashbacks“ sind Gefühle des intensiven Wiedererlebens von traumatischen Erlebnissen, in diesem Fall ausgelöst durch die Knallkörper der feiernden Menschen. Dieser Zustand hielt mehrere Stunden an und wurde irgendwann schwächer. In den folgenden Wochen habe ich kaum geschlafen und suchte den Arzt auf. Er verwies mich an einen Facharzt, der diagnostizierte eine Posttraumatisches Belastungssstörung (PTBS), was übersetzt eine verzögerte psychische Reaktion auf ein belastendes Ereignis bedeutet. Ich bin 38 Jahre alt, habe eine 11- und eine 14- jährige Tochter und lebe getrennt. Ein Handwerksberuf und Ausbildungen zum IT-Systemelektroniker sowie Technischen Kommunikationselektroniker qualifizierten mich für den speziellen Fernmeldedienst der Bundeswehr. In meinen 18 Dienstjahren schaue ich auf mehr als 3 Jahre Auslandseinsatz im Kosovo, dem Kongo und Afghanistan. Mit meinen Kameraden war ich verantwortlich für das System zwischen […]
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Sabine Thomann Obwohl es meine erste Schwangerschaft war, wusste ich, dass etwas anders ist als man es in Vorbereitungskursen und aus Erfahrungsberichten erfährt. Mein Bauch war in der 24. Schwangerschaftswoche so aufgebläht und groß, dass wir direkt zur Uni-Klinik nach Bonn gefahren sind. Nach gründlicher Untersuchung fand man einen Fehler im Magen-/ Darm-Trakt des Kindes, was auf ein Down-Syndrom hingewiesen hat. Mit der wenig empathisch übermittelten Diagnose wurde mir direkt ein Termin für einen Schwangerschaftsabbruch mitgeteilt. Ich gab klar zu verstehen, dass wir keine Abtreibung wünschen. Für meinen Mann und mich war immer klar, dass wir unser Kind annehmen werden, egal welche Erkrankungen und Erschwernisse es mitbringt. Um die Diagnose zu sichern wurde eine Fruchtwasseruntersuchung durchgeführt. Wir beobachteten, wie Jann sich im Mutterleib mit dem Rücken gegen die eindringende Nadel wehrte, egal aus welcher Richtung sie kam. Für mich war klar, Jann will leben. Die Narben auf seinem Rücken sind heute noch zu sehen und bezeugen den Lebenswillen unseres Sohnes. 90 Prozent der Eltern von Kindern mit Down-Syndrom lassen abtreiben und ich gebe zu, meine Hoffnung bestand trotz der eindeutigen Tests weiterhin, dass es sich nicht um Trisomie handelt. Wir haben Jann angenommen. Damit meine ich nicht nur wir als […]
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