Bereits vor Jahren habe ich es mir zu eigen gemacht, beim Frühstück die Nachrichten anzuschauen. Ich verfolgte mit besonderem Interesse die Entwicklungen in der Ukraine, die sich ja seit der Durchführung größerer Manöver an den ukrainischen, russischen und belarussischen Grenzen verschlimmerten. Obwohl die Schlinge immer enger wurde, haben die wenigsten Menschen daran geglaubt, dass Putin in die Ukraine einfallen wird. Viel zu schwach sei die Wirtschaft, einen solchen Feldzug mit anschließender dauerhaften Besetzung des Landes zu finanzieren. Am 24. Februar begann die Zeitenwende.
Mit den ersten Angriffen liefen die ersten Bilder von flüchtenden Menschen über den Bildschirm. Die Reportage, bei der ein weinender kleiner Junge die Gasse an der Grenze in Medyka entlang ging, prägte sich besonders bei mir ein. Es hieß, er sei ohne Eltern über die Grenze gekommen. Sein weinen und diese erwachsene Körperhaltung, die Angst, Wut, Verzweiflung, Anklage und Einsamkeit zugleich in einem kleinen Kinderkörper ausgedrückt hat, sägte sich in meine Seele. An diesem Vormittag ist etwas in mir passiert. Ich habe mich schlecht gefühlt und ich wusste, dass ich das ändern möchte.
An den folgenden Abenden erzählte ich meinen Freunden von meiner Absicht, Flüchtlinge aufzunehmen. Allerdings habe ich nicht beabsichtigt, mir einfach Familien zuweisen zu lassen. Meine Freunde Hans Groh und Christoph Conrads verspürten das gleiche Bedürfnis und wir beschlossen, die Initiative „Flüchtlingshilfe 360“ zu starten. 360 bedeutet in diesem Sinne die Rundumversorgung (360°) und Betreuung von flüchtenden Menschen vom Zeitpunkt des Erstkontaktes, bis zur bestmöglichen Integration in unsere Gesellschaft. Die setzt folgende Merkmale voraus:
1. Die Familienmitglieder möchten dauerhaft in Deutschland leben.
2. Die Altersstruktur ist geeignet, um entsprechende Maßnahmen wie bspw. Schuleinbindung, Sprachenschule, Arbeitssuche umzusetzen.
3. Die Flüchtlinge treffen auf eine Wohnstruktur, die Integration und Rückzug dauerhaft zuließen.
In Eich lebten bereits eine Großmutter, Tochter und Enkeltochter in einer Familie. Sie berichteten, dass sich eine bekannte Familie in Kiew befindet und sie die Stadt unbedingt verlassen möchten. Diese Familie erschien geeignet, jedoch sendete sie unmittelbar vor Abreise in Deutschland keine Signale mehr. Die Gründe dafür sind unbekannt.
Morgen: Die Planung und Vorbereitung
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