John Tumusiime
Liebe Freunde, ich wende mich heute mit einem Hilfegesuch an Euch. Einige von Euch erinnern sich sicher an die „Unter uns“- Geschichte mit dem Titel „Familie“, die ich am 18.09.2019 online gestellt habe und auch unter meiner Homepage zu finden ist. Ich schrieb die Story von John, einem jungen und sehr sympathischen Mann aus Uganda, der es durch Familienzusammenhalt schaffte, ein Medizinstudium in Deutschland wahrzunehmen. Der älteste Bruder Andrew hat sein Medizinstudium in Afrika zunächst abgebrochen, um seinem John die Ausbildung zu finanzieren. Andrew hat sein eigenes Studium mittlerweile unter schwierigen Bedingungen aufgenommen und kürzlich abgeschlossen. Er arbeitet seit zwei Jahren als Arzt in einer Klinik. John rief mich gestern an und bat mich um Rat. Die Familie in der Heimat steht nun vor einer existenziell bedrohlichen Situation, da Andrew vor drei Tagen einen Unfall erlitt und sich Beinbrüche und ein Schädelhirntrauma zugezogen hat. Ich versicherte ihm, dass ihm am langen Ende an Geld fehle, da der Lohn bei Krankheitsausfall in Uganda nicht weitergezahlt wird und es auch keine Krankenversicherung gibt. Um es kauf den Punkt zu bringen, ich würde gerne Geldspenden bitten, die helfen sollen, eine bedrohliche Situation für die nächsten Wochen zu vermeiden. Ich würde mich über jeden einzelnen Euro freuen. Ich würde dieses Geld gerne über ein PayPal Konto sammeln und es zu 100% und gestaffelt an die Familie weiterleiten. Ihr fragt Euch vielleicht, was habt Ihr mit Johns Familie in Uganda zu tun. Die Antwort lautet sicher „nichts“. Ich garantiere Euch aber ein tolles Gefühl, ein Teil der Geschichte von John und seiner Familie zu werden. Übrigens führt John ungeachtet seiner praktischen Ausbildungsinhalte, seit Jahren eine ehrenamtliche Betreuung eines geistig und körperlich behinderten Kindes im Bonner Umfeld durch. Ich bedanke mich schon jetzt für Eure Unterstützung, egal wie sie auch ausfallen wird.
Die PayPal- Konto Mailadresse lautet: j.f.palm@gmail.com
Ich versichere und garantiere die ordentliche Verwendung der Geldbeträge. Auch für das Teilen dieser Nachricht wäre ich sehr dankbar. Die Geschichte von John findet Ihr im folgenden Text. Ich lade Euch ein, Teil dieser tollen Story zu werden.Danke!
Meine Eltern waren Selbstversorger und bestellten einen bescheidenen Acker in Uganda. Es existiert dort keine Kanalisation, es gibt keinen Strom und Wasser muss am Brunnen geholt werden. Ein Gehalt, Sozialhilfe oder sonstige staatlichen Zuwendungen gibt es in Uganda nicht. An Bargeld kommt man nur, wenn man einen Teil der Erträge, die man eigentlich für die eigene Familie benötigt, an andere Bauern verkauft. So ist man in der Lage, Salz und Öl zu erwerben. Das Land belegt den 154. Platz von 177 an den Messungen teilnehmenden Ländern des Human Development Index. Bis zum heutigen Tage ist mir schleierhaft, wie meine Eltern es geschafft haben nicht nur 16 Kinder großzuziehen, alle haben studiert und üben einen Beruf aus. So gibt es in den Kreisen meiner Geschwister einen Theologen, drei Lehrer(innen), einen Arzt, einen Ingenieur, eine Nonne, eine Botschaftsangestellte, eine Krankenschwester, einen Krankenpfleger, eine Sozialarbeiterin, eine Volkswirtin, einen Bauingenieur, einen KFZ-Mechaniker, eine Tierärztin.
An Weihnachten kommen alle Familienmitglieder zusammen. Das ist in Uganda so Brauch. Wir pflegen dieses Ritual und neben den Feierlichkeiten kommen Eltern und alle 16 Geschwister zusammen und beratschlagen sich, wie im kommenden Jahr die Ressourcen verteilt werden. Für das Familienmitglied mit der aktuell größten finanziellen Belastung stellen alle anderen Familienmitglieder Beträge von ihrem hart verdienten und bescheidenen Geld zur Verfügung. Auch andere Dinge werden diskutiert und jeder erhält genügend Rat und Nächstenliebe, um die nächsten 12 Monate bescheiden aber gut zu leben. Während eines dieser Treffen ergriff einer meiner Brüder das Wort und sagte, es könne so nicht weitergehen, „… John muss zur Schule gehen“. Andrew lies sein Medizinstudium ruhen und arbeitete hart, um mir gemeinsam mit den anderen Geschwistern eine Schulbildung zu verschaffen. Man muss dazu wissen, dass die Universal Primary Education aus Schulen besteht, in denen nur selten oder wenig Unterricht erteilt wird. Die restliche Zeit spielen die Kinder oder beschäftigen sich mit sich selbst. Für diese Schulen wird kein Schulgeld entrichtet, weshalb auch die Lehrerdichte gering ist. Nur ein kleiner, einstelliger Prozentsatz schafft auf diesem Wege einen Schulabschluss. So schickten mich meine Eltern und Geschwister ab dem dritten Schuljahr auf eine private Schule und kratzten alle Reserven für das Schulgeld zusammen. Nach dem 7. Schuljahr finden üblicherweise landesweit Prüfungen statt. Ich habe die beste Prüfung der Region (entspricht in Deutschland einem Bundesland) abgelegt und war seither ein Aushängeschild für meine Schule. Erneut haben meine Eltern und Geschwister beschlossen, mich weiter zu fördern. Sie schickten mich auf die beste Schule des Landes, für die umgerechnet ca. 300 Euro pro Trimester bezahlt werden musste. Ein wahnsinnig hoher Betrag, beachtet man die Einkommensverhältnisse in Uganda. Ich machte meine Familie stolz und bestand auch die nächste landesweit stattfindende Prüfung nach dem 10. Schuljahr. Ich erhielt die Möglichkeit für ein Austauschprogramm in Deutschland. Mir war klar, hier wollte ich Medizin studieren. Die Gastfamilie unterstützte mich bei meinem Vorhaben und ich reiste 2015 ein und wurde liebevoll in der Familie aufgenommen. Ich bin 23 Jahre alt und studiere im 7. Semester Medizin an der Universität in Bonn. Mit der Doktorarbeit habe ich bereits begonnen. Man schreibt mir immer diesen Erfolg zu, doch eigentlich haben andere Dinge dazu beigetragen, oder wie es mein Bruder beschreibt, „…nun hast Du alle Möglichkeiten, es existieren keine Grenzen“. Meine älteren Geschwister haben mir das ermöglicht. Sie mussten hart arbeiten, haben für ihr Glück Bananen anbauen müssen, um den Saft zu destillieren. Für das Produkt gab es einen Markt. Sie mussten zeitweise bis zu drei Tagen Anreise zum Internat in Kauf nehmen. Die Reisen waren gefährlich. Man war Kriminalität und wilden Tiere ausgesetzt. Mein Weg hingegen war und ist ganz eben und glatt. Nicht nur deshalb habe ich mir zum Ziel gesetzt, noch mehr zu erreichen. Ich wünsche mir, an einem der nächsten Weihnachtstreffen in den Kreisen der Familie ebenfalls etwas beitragen zu können, um die Kinder meiner Geschwister und meine Eltern zu unterstützen. Der Größte Held ist für mich meine Mutter. Egal, welche für uns in Deutschland bescheidenen Wünsche sie hat, ich werde sie ihr erfüllen. Ihr und meiner Familie.
Bild und Text: Johannes Palm
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